Man solle sein Leben in vollen Zügen genießen, das war vor nicht allzu langer Zeit ein sarkastischer Seitenhieb auf die Freitagnachmittagzustände in studentischen Reisewellen mit der Bahn. Heute erinnert sich vielleicht so mancher an diese nicht ganz freiwillige aber doch zwanglose Geselligkeit mit Wehmut zurück. Allein, woher dieser Spruch wirklich stammt, ist nicht mit letzter Gewissheit zu klären. Waren damit einst Beutezüge gemeint oder jene durch die Bars und um die Häuser, hoffentlich nicht die beim Inhalieren verbrennenden Tabaks, vielleicht eher jene an der frischen Luft?
Wie dem auch sei, Züge spielen nicht nur beim Schach eine bedeutende Rolle. Sie sind ebenso ein wichtiger Bestandteil einer Posaune.
Posaunen sind aus der öffentlichen Musikwahrnehmung nicht wegzudenken. Nicht nur in unserem Verein sind sie beheimatet und bilden dort eine wichtige Stütze sondern genauso in Jazz-, Tanz- und Bigbands, selbst in Sinfonieorchestern. Etliche Kirchengemeinden sind stolz auf ganze Chöre mit diesen Instrumenten. Mit ihrem kräftigen tiefen Klang sind Posaunen gut zu hören und mit der effektvollen Art, sie zu spielen, genauso wenig zu übersehen. Das Bonmot Igor Stravinskys „Schau nie die Posaunen an, Du machst ihnen nur Mut.“ ist ein kleiner Scherz unter Blasmusikern und bezieht sich wohl eher auf die Leidenschaft beim Spielen.
Historisch gesehen, entwickelten sich die Posaunen bereits im Mittelalter und zwar aus Businen und Zugtrompeten. Ihr deutscher Name leitet sich deshalb vom Lateinischen bucina ab. Streng genommen sind die Posaunen mit den Trompeten verwandt gerade im Hinblick auf ihre enge Mensur, also die sehr lange zylindrische Röhre für die Luftführung. Der englische Name des Instruments, „trombone“ bedeutet wörtlich nichts anderes als „große Trompete“. Darum verwundert es nicht, dass es ebenfalls die Form der Ventilposaune gibt. Typischer sind aber Zugposaunen und das Spielen über das Reinschieben beziehungsweise Rausziehen eines U-förmigen Rohrstücks, des sogenannten Zuges. Dieser Zug ist es, der den Posaunist*innen eine besondere Spieltechnik gestattet, das Glissando. Das ist ein stufenloser Übergang zwischen zwei Tönen, der recht häufig in Jazzstücken zu hören ist.
Bevor wir unser Publikum an diesen akustischen und optischen Finessen live teilhaben lassen können, müssen wir uns aber zum Schutz der Gesundheit unserer Mitmenschen in der Pandemie zurückhalten. Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.